Fragte man sie im zarten Alter von 15 Jahren zu Berufswünschen: „Was mit Tieren“.
Nie etwas Anderes auch nur in Betracht gezogen.
Gesagt getan. Mit 16 Tierarzthelferin in einer Tierklinik. Pferde und Kleintiere. Mit 18 nochmal den Pferdewirt drangehängt.
Mit knapp 20 Jahren, 2 Ausbildungen zum Thema Tier durchlaufen.
Und Berufsunfähig nach Autounfall als Beifahrer. Auf dem Rückweg der gerade bestandenen Prüfung.
Frust auf ganzer Linie. Umschulung. Weiterbildung. Studium der Wirtschaftswissenschaften.
Etwas im ungeliebten Büro. Ohne Tiere. Selbständig. Nach der letzten Ausbildung sofort. Durchgehend. Seit 1996.
Mit dem festen Plan reich zu werden, um so viele Tiere wie möglich zu haben.
Eine Pferdezucht. Hunde vom feinsten und logischerweise erfolgreich im Sport.
Der Mensch denkt und Gott lenkt.
Mit einigen wirtschaftlichen Schlenkern durch die Wirren der Selbständigkeit. Verbockt was zu verbocken war. Projekte gestartet. Geschäftspartnerschaften gelebt. Den Weg gefunden.
Im Kopf immer klar; ich mache den Job nicht aus Leidenschaft. Sondern weil ich ihn herausstechend gut kann, er stabiles Einkommen generiert und einfach anhaltende Nachfrage da ist.
Das Herz bei den Tieren. Fungierend als tierheimähnliche Einrichtung nach §11- TierSchG mit dem Schwerpunkt Hund.
Eigene Schafe als Gärtner. Aus Versehen 2 Ziegen auf dem Grundstück.
Und dann kam der Anruf. Nehmen Sie auch Esel? Eine beschlagnahmte Herde aus 9 Tieren.
Rotieren im Rettungsmodus. Knappe Zeitfenster bis zur Entsorgung als Fleischlieferant.
5 konnten vermittelt werden. 4 blieben über. Alles Jungs. Zwei Hengste.
Milben, total deformierte Hufe, schwerste Lungenentzündung.
Das Schicksal ungewiss. Na gut. Dann haben wir jetzt Esel.
Das war an einem sommerlichen Samstagmorgen. Am Nachmittag waren sie da. Einfach so.
Die erste Nacht ein Horror. Lautes Schreien. Hufgetrappel. Kaum ein Auge zugetan. Ob das so eine gute Idee war?
Die leise Stimme des Herzen bahnte sich auf der Bettkante einen Weg. Gottes Wege sind richtig. Punkt. Einatmen. Ausatmen. Na dann.
Müde und an den persönlichen Grenzen haben wir uns ins Abenteuer gestürzt. In diesem Zustand waren die Esel unmöglich vermittelbar.
Heilung. Arztrechnungen. Mehr Arztrechnungen. Zubehör. Noch eine Arztrechnung. Versicherung. Hufschmied. Der Kampf mit der Ausbildung für das Nötigste. Komische Nachbarn. Egal. Wenn sie gesund sind, geben wir sie in ein schönes Zuhause.
In den kommenden Monaten wurde der Weg deutlich, durch den die 4 gegangen sind. Die Entscheidung: Wir geben sie nirgendwohin.
Die jungen Dinger laufen wieder Gefahr einem lausigen Lebensweg zu folgen. Und sie haben noch flockige 40 Jahre, oder mehr, vor sich.
Esel können alt werden. Beschluss. Sie bleiben. Punkt. Auch wenn ich 91 Jahre alt sein werde, wenn wir gemeinsam abtreten.
Mein Broterwerb als freiberuflicher Interim Manager ermöglicht das Tragen der Kosten. Im Herzen reift jedoch der Gedanke zur Mitarbeit der Esel. Zwei Jahre. Erwachsen- und Gesundwerden. Grundausbildung erhalten. Im Jahr 3 werden sie vor eine Kutsche gespannt und lernen das Gespannfahren.
Und nun sind sie da. 2 Tage in der Woche verfügbar für Eselprojekte. Zwischen Mitarbeiterführung und Eseltraining. Zwischen Etuikleid und Jeans. Zwischen Notebook und Mistgabel. Mir gefällt es.
Vor 25 Jahren nur ein Traum. Und ich wollte Pferde. Reiten und toll aussehen. Nun haben wir Esel. Und sie sind tolle Begleiter. Mir ist egal wie ich aussehe und alles fügt sich.
Leben ist das was passiert, während Du beschäftigt bist andere Pläne zu machen. Und Gottes Wege sind richtig. Punkt.